Methoden
Der Grugapark und die Waldflächen der Stadt Essen bieten der Schule Natur vielgestaltige Lernumgebungen, in denen es möglich ist, situationsorientierte und authentische Erfahrungen in und mit der Natur zu machen. Im Bildungsprogramm der Schule Natur nutzen wir diese besonderen Möglichkeiten des außerschulischen Lernorts und können den Teilnehmenden ein Angebot bieten, welches Lernprozesse im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in Gang setzen kann und sich in den formellen Bildungseinrichtungen so meist nicht umsetzen lässt. In unseren Kursangeboten verfolgen wir dabei einen ganzheitlichen Ansatz und streben ein Lernen und Erfahren mit allen Sinnen auf kognitiver, emotionaler und praktischer Ebene an. In unseren Kursen verknüpfen wir, je nach thematischen Schwerpunkten der Angebote, Elemente der Natur- und Erlebnispädagogik und der Umweltbildung mit Elementen einer Bildung für nachhaltigen Entwicklung. Die dabei verwendeten Methoden und Lernformen sind vielfältig und werden passend zu den verschiedenen Zielgruppen ausgewählt. Die Teilnehmenden können sich auf diese Weise angemessen mit ihrer Umwelt und der eigenen Rolle darin sowie ihren persönlichen Handlungsmöglichkeiten auseinandersetzen. Grundlegend wichtig ist es für uns, komplexe Sachverhalte in der Natur, in der Gesellschaft aber auch in einer globalen Welt so zu erklären, dass sie für alle Lernenden verständlich sind. In unseren Kursen wollen wir Neugierde auf unsere Welt wecken und zeigen, dass Wissen und Lernen Spaß bedeuten kann.
Mit Spielen in und mit der Natur, als klassische Elemente der Naturpädagogik, ermöglichen wir den Teilnehmenden auf spielerische Art und Weise das Lernen mit und von der Natur. Methoden mit denen intensive und ganzheitliche Erfahrungen mit allen Sinnen gemacht werden, verschaffen den Teilnehmenden einen Zugang zur Natur und damit eine Wahrnehmung ihrer selbst und der Natur. Im Kursangebot „Garten der Sinne“ werden beispielsweise Geräusche, Gerüche und Fundstücke aus der Natur genau wahrgenommen und durch „Riechen, Fühlen und Schmecken“ eigene Körpererfahrungen gemacht. In den „Naturerlebnisspielen“ schlüpfen die Teilnehmenden zum Beispiel in die Rolle eines Tieres und lernen so Zusammenhänge in einem komplexen Ökosystem (Nahrungsketten, Räuber-Beute-Beziehung etc.) kennen.
Kooperatives Zusammenleben und Zusammenwirken ist einer Gesellschaft in allen Bereichen von grundlegender Bedeutung. Wir unterstützen die Teilnehmenden durch kooperatives Lernen in Kleingruppen dabei, diese Fähigkeit zu stärken und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. In Kursangeboten wie „Wissen und Bewegung“ und „Gemeinsam sind wir stark“ stehen Kooperation und soziales Handeln im Vordergrund. Hier kommen erlebnispädagogische Ansätze wie z.B. der „Tipibau“, der Blindlauf mit Partner*in oder die gemeinsame „Flussüberquerung“ zum Einsatz, die gruppendynamische Prozesse auslösen, um die Gemeinschaft der Gruppe zu stärken.
Gemeinsame Naturbeobachtungen, selbstbestimmtes Entdecken, Experimentieren und forschendes Lernen sind typische Methoden der Umweltbildung. In den Kursangeboten zu den Lebensräumen wie „Lebensraum Wald, Boden, Wiese, Teich“ bzw. „Ökologie der Wälder“ und „Ökologie der Tropen“ werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Forscherinnen und Forschern im entsprechenden Lebensraum. Das führt dazu, dass diese sehr handlungsorientiert und mit allen Sinnen aktiv sind und dazu motiviert werden, ihre Umwelt neugierig zu entdecken. Auf der Suche nach Bodentieren oder beim Keschern nach Kleinstlebewesen im Teich lernen die Teilnehmenden Tiere und Pflanzen verschiedener Lebensräume kennen und können in Kleingruppen mit Becherlupen und Stereomikroskopen Naturprozesse beobachten und untersuchen. Zur Untersuchung von physikalisch-chemischen oder strukturellen Eigenschaften des Bodens oder abiotischen Faktoren im Waldökosystem, können verschiedene Hilfsmittel, wie pH-Meter, Thermometer, Tensiometer, Pürckhauer, etc. genutzt werden. Beim Beobachten, Forschen und Experimentieren, aber auch dem Präsentieren der Ergebnisse, legen wir Wert auf Eigeninitiative und nutzen die Neugier der Teilnehmenden, ihre eigenen Ideen einzubringen. Die Natur soll erlebt und verstanden und eigenständiges Lernen in Gruppen und an Stationen gefördert werden. Mit Forscher- bzw. Arbeitsaufträgen und (einfachen) Bestimmungsübungen ermutigen wir die Teilnehmenden, sich mit ökologischen Zusammenhängen wie z.B. Nahrungsketten, Nährstoffumsetzungsprozesse und Waldfunktionen selbständig zu beschäftigen. So fördern wir nicht nur naturwissenschaftliches Faktenwissen und den motivierenden Effekt einer Selbstwirksamkeitserfahrung, sondern vor allem vernetztes Wissen und systemisches Denken und legen dabei die Grundlagen zu Lernprozessen, die eine nachhaltige Entwicklung fördern.
Durch gezielte Fragestellung der pädagogischen Mitarbeitenden sowie durch interessierte Fragen, Beobachtungen oder gewonnene Erkenntnisse der Teilnehmenden kann eine rein biologisch-ökologisch Betrachtung eines Kursthemas gewollt oder spontan durch Aspekte ergänzt werden, die ein Thema aus einem anderen Blickwinkel beleuchten und dieses in den Kontext einer Bildung für nachhaltigen Entwicklung gestellt werden. Dies können beispielsweise Umweltfragen sein, die auch den Alltag der Teilnehmenden betreffen: „Die Gefahren von Plastikmüll in aquatischen oder terrestrischen Ökosystemen (Ökosystem Teich, Ökologie der Wälder)“; „Die Bedeutung des Artenschwundes bei Insekten für die Nahrungsmittelproduktion (Blüte sucht Bestäuber)“; „Illegale Holzeinschläge in Wäldern Osteuropas für die Herstellung billiger Discounter-Möbel (Ökologie der Wälder)“; „Die Frage nach de Tierwohl in der konventionellen Landwirtschaft (Bauernhof)“. In der Auseinandersetzung mit solchen oder ähnlichen Umweltfragen können sich die Teilnehmenden mit den Ursachen und Folgen menschlichen Handelns für Natur und Umwelt beschäftigen, lernen diese kritisch zu hinterfragen, wodurch ihnen ermöglicht wird, bestehende Werte, Haltungen, Normen, Interessen und Zielkonflikte in der Gesellschaft sowie ihr eigenes Handeln zu reflektieren.
Im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung sollen Probleme erkannt, analysiert, kritisch reflektiert und nach Lösungs- und Handlungsmöglichkeiten für das eigene, gesellschaftliche oder politische Mitwirken gesucht werden, mit denen Prozesse einer nachhaltigen Entwicklung angestoßen werden können. Beispielhaft möchten wir im Folgenden eine Auswahl an Methoden vorstellen, die wir in unseren BNE-Angeboten einsetzen und die zur Förderung ausgewählter Ziele in BNE-Lernprozessen (Kompetenzen) besonders geeignet sind.
In Mitmachgeschichten können sich auch schon Vorschulkinder in die Rolle anderer Akteure eines Szenarios hineinversetzen. So können erste Erfahrungen mit unterschiedlichen Perspektiven gemacht werden. Im Kursangebot „Auf den Spuren der Schokolade“ schlüpfen Vorschulkinder beispielsweise in die Rolle von Kindern in den Anbauländern des Kakaos und können auf diese Weise deren Lebensbedingungen nachempfinden.
Rollenspiele in Form einer Talkshow oder einer Podiumsdiskussion bieten die Herausforderung, aber auch die Chance, ein kontroverses Thema argumentativ aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, unterschiedlichen Interessenlagen zu beurteilen und sich mit deren Argumentationssträngen konfrontiert zu sehen. Dabei nehmen die Teilnehmenden eine Position ein, die nicht unbedingt ihrer persönlichen Meinung entspricht. Sie setzen sich mit individuellen Werten, mit gesellschaftlichen Leitbildern und Denkmustern auseinander, mit denen sie meist nicht vertraut sind. Diese Methode setzen wir in unseren Kursangeboten zu den erneuerbaren Energien und denen zum Fairen Handel ein.
Handwerkliches und künstlerisches Arbeiten mit Wolle und Holz sowie Bastelaktionen fördern nicht nur die motorischen, kreativen und planerischen Fähigkeiten, sondern bieten den Teilnehmenden auch Einblicke in (alte) Handwerks- und Kulturtechniken und fördern somit auch eine multiperspektivische Betrachtung.
Bei der Mystery-Methode sollen die Schülerinnen und Schüler knappe, ungeordnete Informationen zu lokalen und globalen Nachhaltigkeitsthemen analysieren, gewichten und sinnvoll miteinander in Beziehung setzen, um eine rätselhafte Leitfrage lösen zu können. In den Kursangeboten zu „Blüte sucht Bestäuber“ und „Ernährung der Zukunft“ soll diese Methode den Teilnehmenden dabei helfen, vernetzt zu denken und Perspektivenwechsel vorzunehmen. Die Teilnehmenden lernen, eigenständig Hypothesen aufzustellen und diese zu überprüfen, Ursachen- und Wirkungszusammenhänge zu erschließen und ihre Erkenntnisse zu präsentieren. Dabei begreifen sie ihre eigenen Handlungs- und Gestaltungskompetenzen und verstehen die Bedeutung nachhaltiger Entscheidungen in ihrem Alltag.
Mit Hilfe von Zuordnungsspielen, bei denen die Zutatenlisten von Produkten des alltäglichen Lebens analysiert und nach bestimmten Kategorien sortiert werden, die in einem Kontext zu einem lokalen oder globalen Nachhaltigkeitsthema stehen, wird bei den Teilnehmenden systemisches Denken und vernetztes Wissen gefördert. Im Kursangebot „Regenwald im Supermarkt“ erfolgt dies am Beispiel von Palmöl, welches mehr oder weniger transparent deklariert in sehr vielen Produkten des täglichen Gebrauchs immer verfügbar scheint. Die Teilnehmenden können auf diese Weise die Reichweite eigener (nicht-)nachhaltiger Konsumentscheidungen reflektieren und einschätzen sowie deren negative Auswirkungen auf die lokale Situation in den Regionen des Palmölanbaus und auf die globale Umwelt diskutieren, wobei Widersprüche, Unwägbarkeiten und persönliche Dilemmata auftreten, die erkannt und ausgehalten werden müssen. Darüber hinaus können bei dieser Diskussion auch die Grenzen der Einflussnahme erkannt, die eigene Rolle im Rahmen von individuellen und gesellschaftspolitischen Veränderungsprozessen reflektiert und Handlungsmöglichkeiten entwickelt und ausprobiert werden.
Mit dem motivierenden Zugang des „Bingo-Spiels“ lässt sich Nachhaltigkeit erlebbar machen, indem das Spiel sichtbar macht, was die Teilnehmenden in ihrem Alltag bereits umsetzen. Dabei werden die Teilnehmenden zu Nachhaltigkeitsreporterinnen und -reportern und interviewen sich gegenseitig zu einem Thema mit Nachhaltigkeitsrelevanz. Beispielsweise erhalten sie in den Kursangeboten zum Thema „Baumwolle-weißes Gold“ und „Klimafrühstück“ eine Vorlage mit 16 Feldern, in denen jeweils Fragen/Aussagen stehen, die verschiedene Handlungsoptionen für einen zukunftsfähigen Lebensstil aufzeigen. So erfahren die Teilnehmenden persönliche Zugänge zu Nachhaltigkeit und lernen sich gegenseitig kennen, indem sie mit anderen über deren sowie den eigenen Lebensstil ohne gegenseitige Be- oder Verurteilung ins Gespräch kommen.